Installationen


Zu charakterisieren und zu erhellen vermögen auch keramische Arbeiten aus der Hand der Bildnerin Milada Zahnhausen. Sie zeugen nicht nur von handwerklichem und technischem Können, besonders wenn sie fallweise monumentale Maße erreichen, sondern belegen durch die in ihnen verkörperte Sensibilität elementare Empfindungs-, Reflexions- und Schöpfungsprozesse. Werke aus ihrer Hand sind, wie alle künstlerische Arbeiten, Resultat intensiver und vielfach skeptischer Befragung von Welt, wirken wie Aufnahmen besonderer Augenblicke, machen Zeit merk- und sichtbar.

Die meist in knappen Formen aufgebauten Erkenntnisse der Zahnhausen’schen Weltbefragung werden nie auf dem Präsentierteller serviert. Auf den ersten Blick scheinen die verkörperten Inhalte eindeutig. Aber bereits ein zweiter Blick weckt Zweifel: Hat sich nicht im Handumdrehen die gerade so selbstverständlich für wahr genommene Bedeutung gewandelt? Offensichtlich haben wir es mit Hintergründigem zu tun, mit nicht eindeutigen, sondern mit mehr- oder vieldeutigen Gebilden.

Milada Zahnhausen führt eine feine und gleichzeitig scharfe Klinge. Trotz der in den Werken verkörperten Skepsis, die übrigens nie aggressiv ist, finden wir in allen Arbeiten einen lyrisch-elegischen Grundton. Vielleicht erklärt sich diese Eigenart zumindest zum Teil durch die Herkunft der Künstlerin aus Mähren. Von Mähren ist es nicht weit zur böhmischen Hauptstadt Prag. Beim Gedanken an Prag erinnert man sich unwillkürlich der präzisen und dennoch stets vieldeutigen Formen, mit denen Franz Kafka, der Meister der verknappten Situationscharakteristik, den Leser in seinen Bann zieht. Der Bezug zur Literatur ist in Wirklichkeit nicht so weit her geholt wie er vielleicht erscheinen mag. Bildet die Beschäftigung mit Literatur nicht eine weitere Facette im Leben von Milada Zahnhausen? Literatur ist aus dem Leben der studierten Slawistin offensichtlich nicht wegzudenken. Seit Jahrzehnten reflektiert sie intensiv Funktion und Wesen von Gesprochenem und Geschriebenem und ist in verschiedenen Sprachwelten zu Hause.

Die meisten ihrer Arbeiten vermögen zu erzählen. Sie reizen uns, Blicke auf individuelle und kollektive Phänomene in ganz verschiedenen Zusammenhängen zu werfen, seien diese nun städtisch oder ländlich. Obwohl Milada Zahnhausen das „Irdene“ dem Wort als Werkstoff vorzieht, erinnern uns die Inhalte ihrer Arbeiten stets an das Reizvolle, Interessante, aber auch Zerbrechliche, Fragwürdige und Hinfällige des Lebens. Anders als das gesprochene und damit flüchtige Wort, geben ihre Werke Dauer. Sie sind beständige Zeichen freien Geistes und wirken damit gegen Hinfälligkeit von Welt.

Mag. art. Dipl.-Ing. Dr. techn. Bruno Maldoner